Drei Fragen an Simon Mattaj
Corporate Sustainability Director, Scholz & Friends Family
Nicht nur die Nachhaltigkeitsanforderungen an Unternehmen seitens der Verbraucher:innen und weiterer Stakeholdergruppen nehmen stetig zu, auch die Unternehmen selbst haben zunehmend höhere Erwartungen an ihre Partner. So auch an Kommunikationsagenturen. Derzeit legt bereits ein Drittel der Unternehmen in der Zusammenarbeit darauf Wert, dass ihre Agenturen nachhaltiger agieren. Tendenz steigend: 60 Prozent der 312 befragten Midlevel-Entscheider:innen auf Unternehmensseite gaben 2023 in einer Studie an, Agenturen ohne Nachhaltigkeitsmanagement in spätestens vier Jahren von Aufträgen auszuschließen.* Wollen Agenturen auch in Zukunft bestehen, sind sie daher gefordert, jetzt aktiv zu werden.
Grund genug für eine Introspektion: In einer neuen Ausgabe unserer Interviewreihe „Drei Fragen an” sprechen wir mit unserem Kollegen Simon Mattaj, Corporate Sustainability Director der Scholz & Friends Family, über die Verantwortung der Agenturbranche sowie die konkreten Nachhaltigkeitsziele und -aktivitäten von Scholz & Friends.
Simon Mattaj verantwortet die gruppenweite Steuerung aller Nachhaltigkeitsthemen der Scholz & Friends Family, zu der auch Scholz & Friends Reputation gehört. Damit verbunden ist auch die Umsetzung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie der Agenturgruppe, die wir gemeinsam mit ihm auf Grundlage einer umfassenden Wesentlichkeitsanalyse entwickelt haben.
SFR: Seit 2015 hast du bei Scholz & Friends zunächst für verschiedene nationale und internationale Kunden gearbeitet. Als Agentur-Insider hast du dich dann in den letzten Jahren auf die interne Nachhaltigkeitsarbeit konzentriert. Aus deiner Erfahrung mit der Branche: Wo siehst du die größten Hebel, aber auch die größte Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit, sowohl auf Agenturseite als auch in der Kundenarbeit?
Simon Mattaj: Es wird oft übersehen, welche Rolle die Werbe- und Kommunikationsbranche spielen kann, wenn es darum geht, Nachhaltigkeit voranzutreiben. In der Zusammenarbeit mit Kunden und Marken sind Kampagnenbotschaften und Kreativität wichtige Hebel, um die Meinungen und das Verhalten der Zielgruppen so zu beeinflussen, wie es für den Übergang in eine klimafreundlichere und sozial gerechtere Zukunft notwendig ist.
Agenturen müssen in diesem Zusammenhang ihre kreative Expertise und ihre Ressourcen nicht nur bei der Konzeption von Kampagnen, sondern auch während des gesamten Prozesses (Werbekreation, Produktion oder Medien-Mix) einsetzen, um eine möglichst positive Wirkung zu erzielen. Ein typisches Beispiel, wie es gerade nicht laufen sollte, sind die Filmcrews, die im Winter nach Südafrika reisen, um dort die nächste Sommerkampagne zu drehen. Alternative Drehorte in Europa oder digitale Produktionsstudios tragen nicht nur zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks bei, sondern eröffnen auch neue kreative Möglichkeiten. Entscheidend ist, dass sich die Branche Stück für Stück von gelernten, aber wenig nachhaltigen Ansätzen verabschiedet und auch die Kunden bei dieser Entwicklung mitnimmt. Denn häufig liegt der Fokus der Marketingabteilungen noch nicht auf ihren eigenen Umweltauswirkungen.
Mit Blick auf uns als große Agentur und Arbeitgeber abseits des Kundengeschäfts war die Schaffung meiner Position als Nachhaltigkeitsverantwortlicher der Scholz & Friends Family ein wichtiger Schritt in der strategischen Unternehmensentwicklung. Wir möchten nicht nur unsere Kunden im Einklang mit ökologischen Notwendigkeiten und regulatorischen Anforderungen beraten, sondern uns auch selbst an diesen Maßstäben messen lassen. Mit Blick auf diese komplexen Aufgaben freut es mich besonders, mit Scholz & Friends Reputation eine etablierte Nachhaltigkeitsberatung im Portfolio zu wissen, deren Expertise wir nutzen können.
SFR: Scholz & Friends hat 2021 eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Welche sind die zentralen Themen und Ziele der Agenturgruppe und was macht sie, um diese zu erreichen? Hast du ein gutes Beispiel für eine Umsetzung?
Simon Mattaj: In unserer Nachhaltigkeitsstrategie geht es uns darum, einen Rahmen für alle Mitarbeitenden (wir nennen sie „Friends”) zu schaffen, leitende Ziele vorzugeben und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Tagesgeschäft und darüber hinaus zu schärfen. In den fünf Handlungsfeldern Unternehmensführung, Arbeit für Kunden, Friends, Umwelt und Gesellschaft haben wir über eine Materialitätsanalyse 15 für uns wesentliche Themen identifiziert. Diese wurden mit Zielen, KPIs und konkreten Maßnahmen hinterlegt. Gemeinsam mit den jeweiligen Abteilungen und Expert:innen arbeiten wir nun daran, diese Ziele zu erreichen und uns weiterzuentwickeln. Einen vollständigen Einblick finden alle Interessierten in dem PDF „Gruppenweite Strategie und Aktivitäten von Scholz & Friends für mehr Nachhaltigkeit”.
Um ein Thema zu illustrieren, das ich bereits in der ersten Frage angesprochen habe, möchte ich ein konkretes Beispiel aus dem Bereich Green Production vorstellen: Eine langjährige Mitarbeiterin unserer Bewegtbildproduktion haben wir zur zertifizierten Green Consultant weitergebildet. In dieser Rolle entwickelt sie für Kunden konkrete Maßnahmenkataloge für eine ressourcenschonendere und CO₂-ärmere Produktion. Zudem überprüft sie die Umsetzung vor Ort. So können die CO₂-Emissionen bei Filmproduktionen im Schnitt um etwa ein Drittel reduziert werden, in einigen Fällen auch deutlich mehr. Nach der Produktion erfolgen von unserer Seite eine CO₂-Emissionsbilanzierung sowie die Erstellung eines Abschlussberichts. So unterstützen wir unsere Kunden dabei, die Umweltauswirkungen ihrer Kampagnenumsetzung transparent zu machen und die Effektivität von Maßnahmen in diesem Bereich besser einzuschätzen.
SFR: Du arbeitest mit unserer Unterstützung gerade an einer Strategie für das gesellschaftliche Engagement von Scholz & Friends. Wie schätzt du den Mehrwert eines strategischen Ansatzes in diesem Bereich ein?
Simon Mattaj: Scholz & Friends hat in der Vergangenheit einen bunten Blumenstrauß an Pro-Bono-Arbeiten, Ansätzen für skill-based Volunteering und eigens gegründeten oder unterstützten Initiativen umgesetzt. Diese Art des Engagements wurde in erster Linie von passionierten Mitarbeitenden oder Geschäftsführenden an den einzelnen Standorten getragen. Mit einer strategischen Klammer werden wir nun all diese Ansätze und Initiativen bündeln und fokussieren. Ziel ist es, mehr Engagement innerhalb der gesamten Agenturgruppe zu ermöglichen und die Kapazitäten zielgerichteter und effizienter einzusetzen. Gleichzeitig können wir so die positive Wirkung unseres Engagements verstärken und zugleich Initiativen langfristiger ausrichten, sodass der gesellschaftliche Effekt nicht verpufft. Davon profitieren dann sowohl unsere Mitarbeitenden als auch die unterstützten Projekte. Ich bin gespannt darauf, die positiven Auswirkungen zu sehen.
S&F: Wir bedanken uns für die Einblicke und das Gespräch.
*Quelle: „Green Monitor”-Studie des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen GWA (2023)
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