Nachhaltigkeit im Wartemodus: Wie Unternehmen trotz Omnibus handlungsfähig bleiben

Wegen des Omnibus-Pakets befindet sich die EU-Nachhaltigkeitsregulierung derzeit auf dem Wartegleis. Die geplanten Anpassungen der CSRD-Richtlinie sorgen für Verunsicherung, bieten aber auch Chancen zur strategischen Neuausrichtung. Scholz & Friends Reputation rät Unternehmen, diese Interimsphase aktiv zu nutzen, anstatt nur abzuwarten.
Viele Unternehmen, insbesondere Mittelständler, sahen sich durch die CSRD mit komplexen Anforderungen konfrontiert. Die geplanten Anpassungen, insbesondere in Bezug auf Unternehmensgröße und Menge der Datenpunkte, werden daher von vielen begrüßt. Der Stop-the-Clock-Ansatz birgt aber auch die Gefahr des Stillstands. Wir warnen davor, Aktivitäten einzustellen, da die Nachhaltigkeitserwartungen von Stakeholdern wie Banken, Investoren und Geschäftspartnern weiterhin bestehen bleiben. So können Chancen vertan werden.
Drei Unternehmensreaktionen im Überblick:
Wir beobachten drei unterschiedliche Reaktionen auf die angekündigten Lockerungen der Regeln:
- Die Zögerlichen: Unternehmen, die sich über die Änderungen freuen und alle Aktivitäten einstellen, sofern es bereits welche gab. Dabei handelt es sich oft um Unternehmen mit 250 bis 1.000 Mitarbeitenden, die perspektivisch aus der Reporting-Verpflichtung herausfallen könnten. Dies ist kurzfristig verständlich, aber riskant.
- Die Konsequenten: Unternehmen, die bereits umfassend in Strategien, Inhalte und Strukturen investiert haben und konsequent so weitergehen. Oft sind dies Nachhaltigkeitsvorreiter oder Töchterunternehmen mit EU-ausländischen Konzernmüttern.
- Die Taktiker: Unternehmen, die 2024 erste Schritte gegangen sind und die angekündigten zwei Jahre Verzug als zusätzliche Zeit sehen. Sie entzerren ihre Arbeit, suchen strukturiert nach dem besten ESG-Softwareanbieter und versuchen ihre Unternehmensziele für nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln.
Empfehlungen für die Übergangsphase
Für Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitenden sollte ein Rückzug aus der Regulierungsvorbereitung keine valide Option sein. Insbesondere ganze Nachhaltigkeitsabteilungen zu schließen, ist ein strategischer Fehler, der wertvolle Zeit kostet.
Wir empfehlen, die gewonnene Zeit zu nutzen, um das Reporting zu erproben, auch wenn keine unmittelbare Berichtspflicht besteht. Die Logik des Nachhaltigkeitsstandards VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for Micro Enterprises) bietet gerade für Reporting-Einsteiger einen pragmatischen Ansatz, um sich auch mit den Grundstrukturen der ESRS-Logik (European Sustainability Reporting Standards) vertraut zu machen. Wenn dies auch mit der Durchführung einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse verbunden wird, ist ein wichtiger Teil des Weges geschafft.
Nachhaltigkeit als strategischer Wettbewerbsvorteil
Die Auseinandersetzung mit nachhaltigem Wirtschaften bleibt für Unternehmen auch ohne Berichtspflichten entscheidend. Denn die reine Berichtspflicht ist ein Instrument für die Finanzmärkte, wohingegen Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch zu nutzen wissen, ihre Innovationsfähigkeit und die Resilienz ihrer Lieferketten stärken.
In Deutschland gibt es bereits viele Nachhaltigkeitsaktivitäten bei nicht-börsennotierten Unternehmen, insbesondere bei größeren Familienunternehmen. Oft fehlen diesen Aktivitäten aber eine Gesamtschau und mittelfristige Zielsetzungen. Die Chance, Nachhaltigkeit mit Geschäftsinteressen zu verbinden, sollte genutzt werden.
Mit Nachhaltigkeit wird sich dort am stärksten beschäftigt, wo es einen Treiber gibt – sei es die Wertehaltung einer Inhaberfamilie, ein Lieferantenbewertungstool oder Notwendigkeiten aus dem Employer Branding. Gerade in einer Zeit, in der das Thema Nachhaltigkeit teilweise diffamiert wird, ist es wichtig, Haltung zu zeigen und die strategische Ausrichtung deutlich zu machen.
Nachhaltigkeitsstrategie „beyond Compliance“
Unser Expert:innenteam rät Unternehmen, die Interimsphase zu nutzen, um ihre Aktivitäten zu überprüfen, den Fokus auf die Strategie zu legen und deutliche Schritte ins Handeln zu unternehmen. Reine Berichte führen zu nichts, Strategien ohne Handlungspläne laufen leer. Jetzt ist der Zeitpunkt, um für das eigene Unternehmen Nachhaltigkeit „beyond Compliance“ aufzusetzen und die eigene Positionierung zu gestalten.
Zur weiterführenden Lektüre empfehlen wir ein Interview auf haufe.de , in dem unser Geschäftsleiter Dr. Norbert Taubken erklärt, wie Unternehmen den Umbruch in der Nachhaltigkeitsregulierung strategisch nutzen können.
Für einen tiefergehenden Einblick in die strategischen Potenziale jenseits der Regulatorik empfehlen wir Ihnen außerdem unsere kostenlose, digitale Deep Dive-Veranstaltung am 15. Mai 2025 um 10 Uhr. Thomas Sommereisen (Director Sustainability Consulting) zeigt darin, wie Unternehmen trotz aktueller Unsicherheiten strategische und kommunikative Chancen erkennen und für sich nutzen können. Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie hier.
Sie haben Interesse an einer individuellen Beratung oder weitere Fragen zu unserem Angebot? Nehmen Sie gern den Kontakt zu uns auf über reputation@s-f.com. Wir freuen uns auf den persönlichen Austausch.
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Christiane Stöhr, Dr. Norbert Taubken

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